Wer schon immer wissen wollte, was passiert wäre, wenn Harry Potter’s Zwilling mit einem Draco Malfoy/Edward Cullen-Klon durchgebrannt wäre – hier könnt ihr es hören!

Carry On
Simon Snow is the worst Chosen One who’s ever been chosen. That’s what his roommate, Baz, says. And Baz might be evil and a vampire and a complete git, but he’s probably right.
Hier geht es zum Hörbuch Carry On von Rainbow Rowell
Harry P-… äh… Simon Snow, Zauberschüler
Waisenjunge Simon Snow wurde an seinem 11. Geburtstag an die Watford School of Magicks berufen. Dort befindet der Zauberlehrling sich inzwischen im Abschlussjahr, unter der Protektion des väterlichen Direktors, an seiner Seite seine beste Freundin und Schulstreberin Penelope. Als der ‚Auserwählte‘ ist er bestimmt, den Kampf gegen den bösen Zauberer The Insidious Humdrum auszufechten. Und muss sich dabei mit seinem verhassten Mitschüler und Erzfeind Baz herumschlagen.
Kommt euch bekannt vor? Natürlich. Aber wer jetzt einen Harry Potter-Abklatsch erwartet, vertut sich schwer. Besteller-Autorin Rainbow Rowell (Eleanor and Park) macht aus Carry On nämlich ihr ganz eigenes Ding: ein Plädoyer für Vielfalt, Toleranz und das meist hinfällig abgetane Genre der Fanfiction.
Vom Roman über Fanfiction zum Fantasy-Roman
Ausgangspunkt für Carry On ist tatsächlich nicht Harry Potter, sondern Rainbow Rowell‘s eigener Jugendroman Fangirl von 2013. Darin geht es um Collegestudentin Cath, die Fanfiction über ihre (fiktive) Lieblingsbuchreihe Simon Snow schreibt (die natürlich an Harry Potter angelehnt ist). Cath schreibt in Fangirl an einer Fanfiction namens Carry on, Simon. Diese fiktive Fanfiction über eine fiktive Buchreihe hat Rainbow Rowell jetzt genommen und einen eigenen Fantasy YA-Roman daraus gemacht.
Klar soweit?
So wie Harry Potter… nur ganz anders!
Es beginnt damit, dass Simon – anders als Harry – ein Blondschopf ist, ohne Brille und ohne Narbe auf der Stirn. Wenn er zaubert, verschwinden keine Glasscheiben um Terrarien, stattdessen geht alles Entflammbare um ihn herum in Rauch und Asche auf. Seine Freundin Penny entstammt keiner Muggel- sondern einer Zaubererfamilie mit indisch-amerikanischen Wurzeln. The Insidious Humdrum hat wenig mit Voldemort gemeinsam: Er verursacht Löcher, die der Welt die Magie entsaugen. Auch einen besten Kumpel à la Ron Weasley sucht man vergeblich. Stattdessen gibt es Simon’s Zimmergenossen Baz. Womit wir zum wichtigsten Unterschied kommen:
Baz: wie aus Twilight mit Zauberstab
Tyrannus Basilton Pitch, genannt Baz, entstammt einer Malfoy-ähnlichen, zwielichtigen Zaubererfamilie. Als Baby verlor er seine Mutter, die sich bei einem Überfall für ihren Sohn opferte. Was außer Baz‘ Familie und Simon keiner weiß: Baz wurde bei dem Angriff gebissen und ist nicht mehr nur Zauberer – sondern auch Vampir.
Zauberlehrling liebt Vampir
Wem der Begriff slash fanfiction geläufig ist, weiß, was jetzt kommt. Aus der Feindschaft zwischen dem verunsicherten Simon und dem mysteriösen Baz wird zunächst widerwillige Faszination. Dann Attraktion. Und schließlich erste Liebe.
Die eigentliche Handlung tritt dabei in den Hintergrund. Das ist ein bisschen schade, erhaschen wir doch kurze Blicke auf interessante Fantasy-Kreaturen und Bruchstücke aus Simon’s Jahre in Watford, von denen wir gerne mehr gesehen hätten.
Aber so ist das eben in richtig guter Fanfiction: Es geht nicht um den Plot. Es geht um die Figuren und ihre Gefühle. Und – meine Güte – die sind Rainbow Rowell gelungen! Simon wird zu einem von Selbstzweifeln zerrissenen, komplexen Anti-Helden. Und als nach einem schleppend verlaufenden ersten Drittel endlich Baz auftaucht, stockt einem der Atem: seine düstere Twilight-Aura hat mächtigen Sex-Appeal, und als unter seinem bedrohlichen Gehabe Verletzlichkeit zutage kommt, geht ein Raunen durch die verzückten Hörer-Reihen.
Euan Morton: Sprecher mit Fingerspitzengefühl
Das liegt auch an Sprecher Euan Morton. So jugendlich verunsichert er Simon spricht, so funkelnd aggressiv spricht er Baz. Das hört sich an wie ein Schwelbrand zwischen den beiden. Mit Geduld und behutsamer Modulation lässt Morton den Hörer in die komplizierten Gefühle und Gedanken sämtlicher Figuren eintauchen.
Bis zum ersten Kuss vergeht allerdings viel Zeit und Seelenqual. Und da ist ja auch noch der Showdown mit The Insidious Humdrum, in den Rowell ein paar erstaunliche Wendungen einbaut und sich doch noch auf die Handlung besinnt. Gefolgt von einem gar nicht kitschigen und überraschend kantigen Schluss.
Das hat Stil. Das hat Bis(s). Das hat Humor. Und eine Menge Magie.
Zum Hörbuch Carry On von Rainbow Rowell geht es hier entlang.
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