Glashaus: Die komplette 1. Staffel
Autor: Christian Gailus
Sprecher: Dominic Raacke, Felicitas Woll, Stefan Kaminski, Uve Teschner, Oliver Siebeck u.v.m.
Spieldauer: 11:28 Std., ungekürzt
Das Brummen und Quietschen eines Geländewagens, ein paar deutsche Sätze, viele englische, dahinter Ziegengemecker und Zikadenzirpen, und wir haben irgendwie verstanden, dass wir uns in einem Kriegsgebiet (Afghanistan?) befinden. Dann Aufregung und Schüsse, alles verschwimmt. Eine verzerrte Computerstimme. Dann das ominöse Wummern der Titelmusik. Willkommen bei “Glashaus”.
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Eins ist schon mal klar: Hier gibt es keinen Erzähler, der uns mit Erklärungen an die Hand nimmt. Hier müssen wir uns selbst alles zusammenreimen. Wir werden kommentarlos von einer Szene in die andere geworfen. Zur Orientierung haben wir nur Stimmen, Dialoge, Geräusche, keinen Erzähler. Unsere Ohren werden zu unseren Augen.
“Glashaus” ist nichts für nebenbei. Hörbücher sind ja oft gut für’s Multitasking, aber dieses Hörspiel fordert die volle Aufmerksamkeit. Die Story hat guten Zug dahinter, wenig überflüssiges Trara, schnelle Wechsel, besteht aus Puzzlestücken. Wenn man nicht aufpasst, gehen Teile verloren. Dazu kommen ein großes Ensemble und mehrere Erzählstränge. Ein bisschen fühlt sich das an wie ’24’ oder ‘Homeland’, nur auf bescheideneren, deutschen Rahmen runtergebrochen.
Doch die Herausforderung lohnt sich. Die Geschichte um Hacker-Bösewicht Godspeed und die Cybercrime-Spezialeinheit Glashaus ist komplex, und wenn auch manchmal konstruiert und verwirrend, so ist sie vor allem eins: spannend.
Die Sprecher: Hörbuch-Profis und TV-Helden
Dafür sorgen nicht nur gut getimte Actionszenen, sondern auch tolle Sprecher. Allen voran: Dominic Raacke, den wir als Tatort-Kommissar kennen. Durch “Glashaus” pflügt er sich als Mischung aus Schimanski und John McClane – unberechenbar und mit lakonischen Sprüchen. Seine Sidekicks sind Felicitas Woll als Staatsanwältin und Stefan Kaminski, der mit IT-Vokabular um sich wirft, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dazu kommen noch viele andere wie Erich Räuker, Gabriele Blum, Martin Kessler und Sky du Mont, dessen sonore Stimme seine Dialogpartner fast an die Wand drückt.
Die hohe Schule des Hörspiels
Was “Glashaus” aber letztlich auf hohes Niveau hebt, ist die erstklassige Hörspiel-Umsetzung. Die Lauscherlounge steuert eine Soundkulisse bei, die in Sachen Effekte und Musik nicht besser zu machen ist. Über Kopfhörer erfährt man einen 3D-Effekt, wenn Stimmen und Geräusche von verschiedenen Seiten kommen. Die kurzen Musikeinspielungen passen zum Cybercrime Thema. Kies knirscht wie echter Kies, Autos krachen splitternd zusammen, und Schüsse hören sich nicht wie Ladykracher an, sondern satt und süffig.
Und worum geht’s jetzt genau?
Hier wird nicht gespoilert! Stellt euch auf Politik, Action, Ganoven, Intrigen, persönliches Menscheln der Figuren und vor allem auf Computergehacke mit immer dramatischeren Auswirkungen ein. Kurz: auf die Weltrettung. Und auf einen Schluss, der noch viele Wünsche offen lässt – vor allem den nach Staffel 2.
Die 1. Folge von Glashaus gibt es aktuell sogar noch gratis.
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